Call for Contribution
Reichtum durch Copyleft
Kreativität im digitalen Zeitalter
3. Oekonux-Konferenz
20.-23. Mai 2004
Institut für Philosophie an der Uni Wien
Projekt Oekonux
Im Projekt Oekonux und im benachbarten OpenTheory untersuchen unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Meinungen und unterschiedlichen Herangehensweisen die ökonomischen und politischen Formen Freier Software.
Eine wichtige Frage ist, ob die Prinzipien der Entwicklung Freier Software (im Kern tauschfrei, selbstorganisiert, allgemeine und uneingeschränkte Teilhabe am Produktionswissen) eine neue Ökonomie begründen können, die nicht mehr auf dem Dogma der wirtschaftlichen Knappheit beruht. Neue Ökonomie kann aber auch Grundlage einer neuen Gesellschaftsform heißen. Oekonux beschäftigt sich also nicht einfach mit Freier Software, sondern mit dem Verhältnis von Freier Software und gesellschaftlicher Transformation. Aus der weit reichenden Oekonux-Debatte entspringen neue Sichtweisen auf gesellschaftliche Transformationsprozesse in der Vergangenheit und eine neue Theorie gesellschaftlicher Transformation insgesamt - z.B. die Keimformhypothese.
Eine eng damit zusammenhängende Frage ist, ob, wo und wie sich bereits innerhalb des gegebenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmens eine Kultur Freier Informationsgüter herausbildet, und damit die Prinzipien der Entwicklung Freier Software in anderen Bereichen fruchtbar macht. Sind die Prinzipien der Entwicklung Freier Software ein vorübergehendes oder integrierbares Phänomen oder breiten sie sich früher oder später auch auf andere Bereiche der Gesellschaft aus?
Die Konferenz
Das Motto der Konferenz "Reichtum durch Copyleft - Kreativität im digitalen Zeitalter" zielt speziell auf diese Fragen ab:
- Was bewirken die Produktionsmethoden Freier Software in der Wissenschaft, in der Kunst, in der Bildung, in der Produktion?
- Kommt der Reichtum der Informationsgesellschaft aus Patenten und "Creative Industries"? Oder vermag sich das Copyleft als eine mächtigere und nachhaltige Quelle von Reichtum jenseits der Geldlogik gesellschaftlich zu legitimieren?
- Welche Koalitionen bilden sich in diesen Prozessen und auf welcher Grundlage funktionieren diese?
- Spezielles Augenmerk wird dem Verhältnis von Freier Selbstentfaltung und gesellschaftlichen Vereinbarungen geschenkt: Wie entstehen und gedeihen selbstorganisierte gesellschaftliche Zusammenhänge? Wie geht Zusammenarbeit und Selbstorganisation überhaupt? Insbesondere: Wie wird mit Konflikten und Macht umgegangen?
Für solche und ähnliche Fragestellungen ist mittlerweile die Oekonux-Community auch international ein bekannter Kristallisationspunkt geworden. Von der einfachen Mailing-Liste entwickelt sich diese virtuelle Community langsam zu einem kollektiven Forschungsprojekt - ohne dass ein vorgängiges Projektmanagement bestünde. Sachliche Erfordernisse und ihre Wahrnehmung sollen die jeweils nächsten Schritte bestimmen, ein langsam sich herausbildender Konsens und die Tätigkeit von akzeptierten MaintainerInnen sind die treibende Grundlage. Das ist Theorie produzieren wie Freie Software.
Nach dem Erfolg der 1. und 2. Oekonux-Konferenz findet die 3. Oekonux-Konferenz in Zusammenarbeit mit dem Institut für Philosophie in Wien statt. Neben den oben genannten Fragen sind Beiträge zu diesen Themen erwünscht:
- Freie Software
Erfahrungen aus Projekten, Erfolgsgeschichten, aber auch Konflikte, Widersprüche (z.B. Geldverdienen vs. Selbstentfaltung, Lohnarbeit vs. Freies Tun etc.) sowie Untersuchungen zum Phänomen Freie Software. - Technologieentwicklung
Beispiele von Technikentwicklung mit einem Potenzial ähnlich Freier Software. Welche Bedeutung haben Freie Standards? Was kann eine solche Technikentwicklung für ökologische Fragen bedeuten? - Alternativ- und Anti-Ökonomie
Theoretische Modelle der Überwindung von Tausch, Arbeit und Geld. Praktische Erfahrungen in Projekten auf der Höhe der technologischen und sozialen Entwicklung. Widersprüche von Theorie und Praxis. - Wie kann Oekonux praktisch werden?
Interessant sind Vorschläge zu konkreten Projekte, die versuchen unsere Ideen in die Praxis umzusetzen. Freie Lizenzen für andere Bereiche, Umsonstläden, ...
Bei allen Beiträgen sollte der Bezug zum Themenfeld von Oekonux erkennbar sein.
Die geplante Konferenz soll die Möglichkeit bieten, die Gedanken, die an verschiedenen Stellen unabhängig voneinander entstanden sind, zu bündeln, gemeinsam neu zu diskutieren und für alle fruchtbar zu machen. Neben einem Kennenlernen soll auf Vorträgen und in Workshops der jeweils aktuelle Stand der Diskussion vorgestellt werden. Darüber hinaus wird es eine gebündelte Einführung in die Inhalte der Oekonux-Debatte geben.
ReferentInnen gesucht
Interessierte, die einen Vortrag halten, einen Workshop anbieten oder eine Diskussionsrunde moderieren möchten, reichen eine kurze Skizze des Vorhabens beim Projekt Oekonux ein. (Mails an diese Adresse werden im Web archiviert. Bitte dort nachfragen, wenn es damit ein Problem gibt.) Wer einen anders gearteten Beitrag leisten möchte, wende sich bitte ebenfalls an diese Adresse.
Abgabeschluß für solche Skizzen ist der
1. März 2004
Entscheidung über die ausgewählten Beiträge bis zum 31. März 2004.
Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch. Übersetzerinnen und Übersetzer werden benötigt!