Das Dilemma der Pharmaforschung
BUKO Pharma-Kampagne http://www.bukopharma.de/
Gesundheit ist ein Menschenrecht
- Gesundheit ist ein Menschenrecht
Allgemeine Menschenrechtserklärung der UN, 1948 - Ein Traum?
- Genug Arzneimittel für alle Menschen
- Bezahlbare Medikamente
- Medikamente für alle wichtigen Krankheiten
HIV-Infektionen 2002
- Sub-Saharan Afrika: 28.1 Millionen
- Weltweit: 42 Millionen
Spread of HIV in sub-Saharan Africa, 1987
Spread of HIV in sub-Saharan Africa, 1997
Unbezahlbar krank
- Medikamente für eine Jahrestherapie:
10.000 US $ pro Person
(Markenprodukte, USA, Dreier-Kombinationstherapie) - Zur Verfügung stehen im südlichen Afrika:
8 US $ durchschnittlich pro Jahr/Person
Thesen
- Existierendes System von Forschung, Entwicklung und Produktion versagt
- Medikamente für viele unbezahlbar
- Wichtige Krankheiten von Forschung vernachlässigt
- Forschung orientiert sich nicht am Bedarf, sondern an den zu erwartenden Profiten
- Alternative: Forschung als öffentliche Aufgabe
Gliederung
- Basics
Wie funktioniert das System? Entwicklung und Vermarktung von Medikamenten - Führt die "Belohnung" durch Patente zu den Arzneimitteln, die wir brauchen?
- Forschung als öffentliche Aufgabe
Forschungsergebnisse als öffentliches Gut
Forschungsförderung
Forschung der Pharmaindustrie wird gefördert mit
- Finanziellen Zuschüssen
- Steuererleichterungen
- Patenten = Exklusivverkaufsrecht
- Freier Preisgestaltung
Was kostet Forschung?
- Behauptung der Industrie: 800 Mio. $für jedes Medikament
Aber:
- Viele billige "Scheininnovationen"
- Rechnerische Tricks (z. B. opportunity costs)
- Reale Kosten für F&E: 120-150 Mio. $ pro Medikament
- USA: Hälfte der Pharmaforschung aus öffentlichen Geldern finanziert
Aids-Medikamente der 1.Generation
Wirkstoff | Entwicklung | Patentinhaber | Vermarktung und Gewinn |
AZT | Michigan Cancer Foundation | Glaxo Wellcome | Glaxo Wellcome |
ddI | NIH | NIH | Bristol-Myers Squibb |
ddC | Michigan Cancer Foundation | USA | Hoffmann-La Roche |
Abacavir | University of Minnesota | Borroughs Wellcome | Glaxo Wellcome |
d4T | Michigan Cancer Foundation | Yale University | Bristol-Myers Squibb |
Cptech 2000
Was bietet uns die Pharmaindustrie für ihre Privilegien?
Kaum Innovationen
- Nur 20% der "neuen" Produkte sind wirklich innovativ
- Die Leitstrukturen für die 20 wichtigsten therapeutischen Innovationen sind öffentliche Entwicklungen
Lifestyle Medikamente für die Reichen...
- Potenzmittel:
1998 Viagra (Pfizer)
2003 Cialis (Lilly)
2003 Levitra (Bayer) - Haarwuchsmittel
- Schlankheitsmittel
Weltweiter Pharmamarkt: 400 Milliarden Dollar
...nichts Neues für die Armen
- "vernachlässigte Krankheiten": Tropenkrankheiten, Tuberkulose (Armutskrankheit)
1975 bis 1999 entwickelt: 1400 neue Wirkstoffe
Trouiller 2002
Der K(r)ampf um ein neues Medikament
- 1990 Krebsmedikament Eflornithin wirksam gegen Schlafkrankheit
- 1995 vom Markt genommen: "unrentabel"
- Ab 1995: WHO sucht Hersteller (vergeblich)
- 2000 USA: Enthaarungscreme Vaniqa (R) kommt auf den Markt. Wirkstoff: Eflornithin
- 2001 Wiederaufnahme der Produktion gegen Schlafkrankheit für 5 Jahre
Pharmaindustrie versagt
Verschleierung dieses Missstands durch:
- Desinformation
- Werbebudget = doppelt so hoch wie Forschungsetat
- Verheimlichung der wahren Forschungskosten
- Geheimniskrämerei
- Bestechung
Schlussfolgerung
Das bestehende System ist
- ineffizient
- korrupt
- ungerecht
- unsozial
- teuer
Es geht auch billiger
- Neue Malariamedikamente von GlaxoSmith Kline:
- Malarone(R)
patentiert => Therapie 50 Euro pro Person - Lapdap
Entwicklung koordiniert von WHO
Gemeinschaftsprojekt von GSK, britischen und afrikanischen Universitäten
kein Patent für GSK => Therapie 50 Cent pro Person
Forschung als öffentliche Aufgabe
- Schon jetzt investieren öffentliche Kassen sehr viel Geld in medizinische Forschung
- Privatunternehmen erhalten Exklusivrechte auf Ergebnisse dieser Forschung
- Die Allgemeinheit zahlt doppelt:
- Für Finanzierung der Forschung
- Für völlig überhöhte Produktpreise
Globaler Forschungsfond
- Jedes Land zahlt bestimmten Prozentsatz des Bruttosozialprodukts ein
- Festlegung der Forschungsziele im öffentlichen Diskurs
- Ergebnisse als public good
Public Domain Forschung
- Human Genom Project (DNA Sequenzierung)
- SNP Konsortium (Identifikation von DNA-Variationen)
- Electric Genetics: Open Source Software für Genomanalyse http://www.egenetics.com/
- Open Bioinformatics Foundation
- Biobricks http://parts.mit.edu/
Vorteile des öffentlichen Wissenschaftsbetriebs
- Nicht Kommerz, sondern Thema steht im Vordergrund
- Öffentliche Diskussion statt Geheimniskrämerei
- Schnelle Entdeckung von Fehlern
- Vermeidung unnötiger klinischer Studien
Menschenrecht statt Patentrecht
Gesundheit ist ein Menschenrecht
Zusätzliche Folien
TRIPS-Abkommen der WTO
- zwingt Länder der Dritten Welt, Pharmapatente anzuerkennen
- Verschärfung des Patentschutzes:
Weltweiter Patentschutz für jedes neue Arzneimittel - 20-25-jähriger Patentschutz
- Macht Arzneimittel für Dritte Welt unbezahlbar
- Möglicher Ausweg: Zwangslizenzen
Indisches Patentrecht - heute und morgen
Indisches Patentrecht | TRIPS-Regelung |
Prozesspatent | Produktpatent |
Patentlaufzeit 5 Jahre | Patentlaufzeit 20 Jahre |
Automatische Zwangslizenzierung nach 3 Jahren | Keine automatische Zwangslizenzen |
Patentinhaber muss Verletzung des Patentschutzes beweisen | Beklagter muss seine Unschuld beweisen |
10/90 - Lücke
- Krankheiten, die vor allem arme Menschen betreffen, werden nicht oder nur kaum erforscht
- Auf 90% der Weltkrankheitslast fallen nur 10% der Forschungsausgaben
Vernachlässigte Krankheiten: Malaria, Tuberkulose
Besonders vernachlässigte Krankheiten: Schlafkrankheit, Chagas, Leishmaniose
Free Access to Scientific Publishing
Kostenloser Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen im Internet
- PLoS - die Pioniere http://www.publiclibraryofscience.org/
- BioMed Central - The open access publisher http://www.biomedcentral.com/
- Heinz Nixdorf Zentrum für Informationsmanagement http://www.zim.mpg.de/