wer_ist_wer@oxkonferenz

Name, Ort/Land: Stefan Matteikat, Munich, Germany
E-Mail: smatteikat web.de  ('@' entfernt -- Spam-Vermeidung!)
Zur Person:
  • Jahrgang 1962, Herkunft: Schwerin in Mecklenburg
  • 1980-1984 Studium "angewandte Mathematik" in Szeged/Ungarn
  • nach dem Studium Arbeit in verschiedenen Betrieben in Schwerin, wesentlich hier: Einführung interaktiver Datenerfassung
  • 1988 Übersiedlung nach Ungarn - u.a. Systemadministrator bei der ungarischen Nachrichtenagentur MTI
  • danach Systembetreuer einer österreichisch-ungarischen Papierfabrik (Global Player), Betreuung der Client/Server-Anwendung für Vertrieb, Produktion, Versand, Lager, Labor usw.
  • hier 1996/1997 SAP-Evaluierung für die Bereiche Produktionsplanung, Lieferketten
  • 1998/2000 SAP-Rollout nach Ungarn: Buchhaltung, Materialwirtschaft
  • 1997/2000 Winframe, Windows Terminal Server, Metaframe - Pilotprojekte in Ungarn, um Mittel und Wege zu erproben, das Potential der heutigen Computerarchitekturen besser zu nutzen
  • 1998/2000 Mitwirkung bei der Projektierung, Implementierung und produktiven Einführung einer Übergangslösung für die Produktionsdatenerfassung; interne Nutzung von Barcodes
  • 2000 Rückkehr nach Deutschland, Projektarbeit in München
 
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Podium : Zukunft der Produktion 
Zusammen mit: Hans-Gert Gräbe
Veranstaltungsdaten: 22. Mai / 10:00 / 3 Std. / Track B / Raum 3D / deutsch
Abstract:

A short abstract in english:

Many problems discussed so far in the Oekonux context arize from subtile contradictions between money and knowledge rules. Today we are faced with a clear shift towards the latter. In this slot we will discuss aspects of the society shaping force of knowledge and contrast them with the society shaping force of money. So, "may the force be with you." HGG

Hans-Gert Gräbe: Von der Waren- zur Vorsorge-Gesellschaft. Information und Markt im 21. Jahrhundert

Die Bedeutung frei zugänglichen und verwendbaren Know-Hows für die individuelle Selbstentfaltung ist -- wenigstens in diesem Diskussionszusammenhang -- unbestritten und besonders intensiv am Beispiel Freier Software vielfach und facettenreich diskutiert worden.

Wolf Göhring [www.ais.fraunhofer.de/~goehring, WG] macht, u.a. in seinem Beitrag "Mitten in einer Revolution? Zur gesellschaftlchen Bedeutung der IT als besonderer Produktionskraft", darauf aufmerksam, dass eine solche Freizügigkeit aber auch für die volle Entfaltung der gesellschaftlichen Potenzen moderner IuK-Technologien eine Grundvoraussetzung und damit gesellschaftskonstituierend ist. Technologisch sind wir an einer Stelle der Entwicklung angelangt, wo die "Vernetzung der Mühlen" (WG) auf der Tagesordnung steht.

Damit verbunden ist die Möglichkeit des Übergangs von einer Warengesellschaft, in der "beim Austausch ... die Fakten geschaffen, ... die Ressourcen verbraucht, die Abfälle in der Welt sind" (WG) hin zu einer Vorsorgegesellschaft, in der verschiedene Interessen und Bedürfnisse bereits frühzeitig koordiniert und synchronisiert werden können, lange vor deren materieller Realisierung in Form von Produkten.

Es handelt sich dabei um Prozesse, welche die ökonomische Realität heute bereits vielfältig beeinflussen und in Konzepten wie Consumer Relationship Management, Supply Chain Management, Web Services u.a. auch in der Theorie betrieblicher Informationssysteme reflektiert werden. Selbst in der bürgerlichen Ökonomie wird dieses Phänomen unter der Überschrift "Dienstleistungsgesellschaft" aspektweise thematisiert.

All diese Erklärungsversuche mit ihren theoretischen und durchaus auch praktischen Konsequenzen werden der Komplexität der ablaufenden Prozesse aber nicht gerecht, wenn und so lange sie diese primär durch marktwirtschaftliche Mechanismen erfassen wollen und den widersprüchlichen Charakter einer solchen "Vernetzung ohne sich zu vernetzen" (WG) nicht thematisieren.

Ich werde in meinem Vortrag weitere Aspekte einer solchen vernetzenden Infrastruktur darstellen und deren Konfliktlinien zu marktwirtschaftlichen Ansätzen aufzeigen. Ich werde verdeutlichen, wie sich dabei der Fokus der gesellschaftlichen Reproduktion zunehmend auf die Phase der Vorbereitung der Produktion verschiebt, während die Realisierung im Zeitalter flexibler Produktionssysteme und verschiedener Leasing- und Mietkonzepte eher marginal wird -- bzw. werden könnte, wenn nicht "der Markt" die Reproduktion einer solchen "produktiven Infrastruktur" zunehmend unterhöhlen würde.

Stefan Matteikat: Das Internet der Dinge - Möglichkeiten der Überleitung der Ideen freier Software in die materielle Produktion

Nach meiner Auffassung wird die bisher zu registrierende Umgestaltung und Standardisierung der Büroarbeiten ihre Fortsetzung finden sowohl in der unmittelbaren Produktion, als auch bei den Lieferketten. Im Gegensatz zur bisherigen hierarchischen Struktur von Produktion und Distribution wird horizontale Vernetzung bestimmend werden.

Das "Internet der Dinge" bringt außerdem die Erfassung der qualitativen und quantitativen Beschaffenheit der geschaffenen Produkte mit sich, also des gesamtgesellschaftlichen stofflichen Reichtums.

Die Frage ist also: was kann man mit dieser Möglichkeit anfangen? Beispiel: Betrachtet man in den Massenmedien Präsentation und Terminologie der Börsenberichte, findet man diese gleich neben dem Wetterbericht mit ähnlicher Betonung der Botschaft, da gibt es "Hochs" und "Tiefs" usw.; hierzu vergleiche Postone: "insoweit sich die Menschheit mit der Entwicklung des Kapitalismus selbst von ihrer überwältigenden Abhängigkeit von den Wechselfällen ihrer natürlichen Umwelt befreien konnten," (ok, da ist das Wetter vielleicht nicht das beste Beispiel; dient aber hier als Metapher für die 1. Natur) "tat sie dies durch die nicht-bewußte und unbeabsichtigte Schaffung einer quasi-natürlichen, durch Arbeit konstituierten Herrschaftsstruktur, einer Art >zweiten Natur<. Sie überwand die erste um den Preis der Konstituierung der Herrschaft dieser zweiten Natur." (Postone, "Zeit, Arbeit und gesellschaftliche Herrschaft", deutsche Ausgabe, S.573)

Ließe sich, wenn überall ohnehin die Produktionsdaten in einheitlicher Form erfaßt werden, eine Art "Warenbericht" erstellen? Und wenn ja, wie könnte man diesen artgerecht präsentieren?

Die Realisierung selbst dieser einfach erscheinenden Möglichkeit ist nur möglich, wenn diese Daten auch öffentlich gemacht werden. Bei diesem Gedanken stehen jedem Reklamationssachbearbeiter, Controller, Laborchef oder Systemadministrator die Haare zu Berge, denn er kollidiert zu offensichtlich mit unseren Begriffen von Betriebsinterna, Geschäftsgeheimnissen, Produkthaftung, Garantiebedingungen, kurz: mit der bestehenden Welt, der "zweiten Natur".

Und hier komme ich endlich zur freien Software: diese konnte sich unter Ausnutzung der bestehenden Möglichkeiten unter Anderem deshalb etablieren, weil sich zeigt, daß die Ergebnisse ihrer Produktionsweise vielfach besser und effektiver sind, als herkömmliche Produkte. Es ist also keineswegs ausgeschlossen, daß eine Ausweitung dieser Denkweise auf die materielle Produktion zu ähnlichen Ergebnissen führt. Denkbar ist hier zum Beispiel die offene Produktnummer, die von vornherein aussagt, daß die ihr hinterlegten Daten für jeden abrufbar sind. Die Frage ist somit: führt die neue Produktionsweise "nicht-bewußt und unbeabsichtigt" zu einer Revision z.B. bestehender Rechtsbegriffe oder müssen diese erst angetastet werden, um eine neue Produktionsweise, die notwendig und möglich ist, etablieren zu können? Oder eben dezent unterminiert, nach dem Beispiel des Copyleft?