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Name, Ort/Land: Christian Wagner, Bielefeld, Germany
E-Mail: cwagner bukopharma.de  ('@' entfernt -- Spam-Vermeidung!)
Zur Person: BUKO Pharma-Kampagne 
Links: www.bukopharma.de
Workshop : Patentrecht statt Menschenrecht? 
Beispiel AIDS: Wie Patentschutz für Medikamente die Gesundheitsversorgung blockiert
Veranstaltungsdaten: 21. Mai / 12:00 / 2 Std. / Track A / Raum 3B / deutsch
Abstract:

Die Situation

Weltweit leben über 40 Millionen Menschen mit HIV/AIDS, alleine im südlichen Afrika sind es schätzungsweise 28 Millionen. Doch die Medikamente, die den Infizierten helfen könnten, sind unbezahlbar. Sie stehen unter Patentschutz. Die Monopolstellung der Hersteller führt zu Therapiekosten von über 10.000 US$ pro Jahr. Das ist selbst in USA für viele PatientInnen zu teuer, in Afrika ist dieser Preis tödlich. Das steht in krassem Widerspruch zum Menschenrecht auf Gesundheit. Schon 1948 haben die Vereinten Nationen erklärt, dass alle Menschen das Recht auf Zugang zu allen Gesundheitsleistungen haben. Dieses Menschenrecht wird durch die Monopole der Pharmaindustrie verwehrt. In einigen Ländern wie Indien oder Brasilien existiert(e) ein Patentrecht, das derartige Monopole einschränkte und die Medikamentenversorgung deutlich verbessern konnte. Diese positiven Entwicklungen wurden in den letzten Jahren durch das TRIPS-Abkommen der Welthandelsorganisation (WTO) stark gebremst. Durch TRIPS wurde weltweit ein strenger Patentschutz für Arzneimittel eingeführt.

Der Hintergrund: Öffentliche Forschung - private Gewinne

Die Pharmaindustrie macht mit ihren patentgeschützten Produkten enorme Profite. Mit z.T. über 18% Gewinn ist die Pharmaindustrie einer der gewinnträchtigsten Industriezweige. Doch die Hersteller betreiben selbst kaum Grundlagenforschung. Die meisten medizinisch wichtigen Produkte, so auch die AIDS-Medikamente, wurden mit öffentlichen Forschungsgeldern entwickelt. Die Pharmariesen geben für Werbung doppelt so viel Geld aus wie für die Erforschung neuer Wirkstoffe. Die eigene Forschung konzentriert sich auf lifestyle-Medikamente und Indikationen, mit denen sich gut verdienen lässt. Viele Krankheiten werden erst gar nicht beforscht, da sie hauptsächlich Menschen betreffen, die sich eh keine Medikamente leisten können (sog. vernachlässigte Krankheiten: Malaria, Tuberkulose u.a.).

Die Alternativen

Es ist eine neue Forschungsagenda nötig, die sich als open source Projekt versteht. Medikamente müssen das Resultat einer bedarfsorientierten öffentlichen Forschung sein. Die Ergebnisse müssen allen Menschen zu den Herstellungskosten zur Verfügung stehen. Exklusive Eigentumsrechte gibt es nicht, statt dessen ermöglicht der Wettbewerb unter verschiedenen Herstellern die günstigste Versorgung der Menschen.

Der Workshop wird sich mit den wichtigsten Gegenthesen auseinander setzen: "Ohne Patentschutz keine Forschung" oder "öffentliche Forschung ist teuer und ineffektiv". Dazu werden verschiedene Beispiele für open source Forschung aus dem Bereich Biowissenschaften vorgestellt: das Human Genome Project, SNP Konsortium sowie die "Drugs for neglected disease initiative", welche die Forschung für sog. vernachlässigte Krankheiten fördert (siehe z.B. www.dndi.org).